Angechecked bedeutet bei uns: Ein kurzes, schmerzloses Review. 

Wir bringen euch die wichtigsten Fakten zu den Testkandidaten_innen auf den Punkt und geben euch unser Feedback zu den ersten 10-15 Minuten mit dem im Fokus stehendem Gear.

Heute haben wir drei echte Leckerbissen für die Marshall-Fans unter euch und die, die es noch werden wollen. Dreimal „Marshall in der Box“ designed von Pedal-Nerd Josh Smith (JHS Pedals).

Wohlbekomm’s!

Signalweg:

Für den Test mussten mein Marshall Vintage Modern im Low Channel und meine PRS Custom 22 herhalten. Abgenommen wurde der Amp mit der TwoNotes Torpedo Captor Loadbox/DI mit deaktivierter Speaker-Simulation. Von dort geht es direkt ins Interface (Steinberg U22) und Ableton Live 11. Für einen klaren Referenz-Sound habe ich die IR (Impulse Response) einer Mesa 4×12 in Kombination mit einem Neumann U87 verwendet.

Morning Glory V4

JHS Pedals sind schon lange auf dem Markt und bekannt für außenordentliche Verarbeitungs- und Klangqualität sowie ein wirklich auffälliges Design. Gründer Josh Smith ist vermutlich nicht nur der größte Pedal-Nerd auf diesem Planeten, sondern besitzt wohlmöglich eine der bestsortiertesten Pedal-Sammlungen der Welt. Eines seiner ersten und erfolgreichsten Pedals ist das Morning Glory, ein Marshall Blues-Breaker im kompakten Format, das mittlerweile in der vierten Version erhältlich ist. Die ganze Geschichte zum Pedal könnt ihr euch hier ansehen:  

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Schreiten wir zur Tat. Das Pedal aus der wirklich schönen Verpackung geholt und vor den cleanen Amp gepackt, offenbart sich bereits ein familiärer Sound. Es „sprazelt“, schmatz in den Bässen und perlt in den Höhen. So wie ich es von meinem und anderen Plexis kenne. Mit dem Volume und Gain auf 12-Uhr hat man bereits den bekannten Marshall-Break-Up-Sound. Dabei reagiert das Pedal herrlich auf den Anschlag. Die Dynamik reicht hier von clean bis AC/DC-Crunch. Auch auf das Volume-Poti der Gitarre reagiert die morgendliche Pracht mit Bravur. 

Schon bei den ersten Tönen merkt man sofort, dass man es mit der gewohnten JHS Qualität zu tun hat. Es rauscht nichts, es wird nichts vom Grundton der Gitarre und des Amps entfernt, sondern nur wunderbare Obertöne hinzugefügt. Der Morning Glory komprimiert den Sound dezent so, dass es Spaß macht und Ton- und Gain-Regler machen auch in maximaler Einstellung noch Sinn. 

Apropos Gain: Hiervon hat der MG V4 ordentlich viel im Gepäck. Betätigt man den Gain-Switch (geht auch über die JHS-Remote-Control) bekommt man einen satten, kehligen (mir ist keine bessere Übersetzung für „throaty“ eingefallen) Ton, der uns von den frühen 60ern in die späten 70er katapultiert. Mit dem Tonregler auf 15:00 und aktiviertem Coil-Split bekommt man seinen Jimmy-Sound. Da fehlt dann eigentlich nur noch eine Prise Fuzz-Face. Zurück auf den Steg-Pickup grüßt Namensvetter Jimmy Page. Da muss man einfach schnell das Riff von „Whole lotta love“ anspielen. Mit dem Gain auf Maximum und dem aktivierten Neck-Pickup sind sahnige Leads à la Slash auch noch drin. 

Das Morning Glory ist sicher kein einfacher Klon eines Marshall Blues Breaker Pedals (das wiederum dem Amp nachempfunden wurde). Für mich deckt es die bekanntesten Marshall-Sounds ab, angefangen 1962 mit dem Blues-Breaker bis 1987 mit der Markteinführung des Silver Jubilee. Hätte die goldene Box jetzt noch eine Stage mehr für den „Brown-Sound“, dann würde wahrscheinlich bei wahren Marshall-Fans kein Auge mehr trocken bleiben. Eine Frage bleibst vielleicht noch zu klären: Ist das Morning Glory ein Overdrive oder schon ein Preamp? Ich kann nur für mich sprechen: Dank der sehr dynamischen Ansprache, dem sehr praktikablen Tone-Regler und der Tatsache, dass ich zwei Kanäle mit einer Remote bedienen kann, ist das Pedal für mich mehr ein Preamp als ein reines Overdrive. Zumal ich das MG V4 auch lieber im Clean-Kanal als on-top des Crunch-Channels verwendet habe. Hier macht es keine schlechte Figur, aber es gibt bessere Alternativen. Wer den Marshall-Sound der 60er, 70er und teilweise 80er Jahre sucht, ist hier bestens bedient.

PG-14 (Paul Gilbert Signature Pedal)

Ich bin leider in den 90er Jahren aufgewachsen. Da war das Zeitalter der Spandex-Hosen und Dauerwellen schon vorbei. Gerne hätte ich mir aber eine frühe Show der Band Racer-X angesehen, die in der Los-Angeles-Area in kürzester Zeit eine gewaltige Fan-Base aufbauten. Ein Grund dafür war der Lead-Gitarrist Paul Gilbert, der bereits in jungen Jahren als absolutes Ausnahmetalent galt. Der Rest ist Geschichte. Paul gilt wohl heute noch als einer der besten und sympathischsten Saitenschwinger der Welt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sein Freund und Fan Josh Smith mit ihm zusammen ein maßgeschneidertes Pedal entwickelt hat. Die gesamte Story zum  Pedal findet ihr hier: 

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Gleich beim auspacken fällt einem der coole Look auf. Alleine aus diesem Grund sollte dieses Pedal eigentlich auf keinem Board fehlen. Aber es kann noch mehr. Und es macht absolut Sinn, das Pedal an dieser Stelle des Artikels zu besprechen, da es für mich perfekt an das Morning Glory anschließt. 

Aber: Wer hier jetzt ein klassisches High-Gain Distortion-Pedal erwartet, liegt falsch. Es handelt sich tatsächlich um ein Preamp-Pedal, das gespielt und bedient werden kann wie ein richtiger Amp. Interessant ist hier allerdings das ausgetüftelte Gain-Staging, das über gleich drei Regler beeinflusst werden kann. Es gibt das klassische Gain und einen Mitten-Regler, der aber nicht wie ein normaler Mitten-Regler einen bestimmten Frequenzbereich anhebt, sonder mehr wie eine Art Tubescreamer arbeitet. Besonders macht das Pedal aber der Push-Regler der ein Fuzz-Face simulieren soll, das vor einen Marshall-Amp geschaltet wird. Und das, meine Damen und Herren, ist einer der fettesten Sounds, den ich bisher hören durfte. Genial also, dass auch Herr Gilbert derselben Meinung ist und uns mit Josh jetzt das ganze in einem Pedal liefert.

Dennoch muss ich gestehen, dass die Bedienung der Wunderkiste nicht so einfach von der Hand geht, wie beim MG V4. Schnell hat man den Punkt erreicht, an dem der Sound durch zu viel „J-Fet-Tube-Saturation“ (keine Angst, es ist keine Röhre verbaut) zu matschig oder zu fuzzy und obertonreich wird. Das ist zwar nett für jegliche Hendrix-Ausflüge oder Stoner-Rock-Allüren, hilft einem aber nicht einen Full-Stack-Marshall-Sound à la Racer-X zu zaubern. Hier bedarf es etwas Fingerspitzengefühl und vor allem Zeit, um zu lernen, wie die einzelnen Regler aufeinander einwirken. Dann lassen sich klassische 80s Hair-Metal-Shred-Sounds genauso wie sahnige Leads mit ordentlichem „Honk“ und Kehle erzeugen. Wie Paul spielt man dann noch lange nicht, aber man fühlt sich der Sonne näher. Mein Tipp: Mit einem Tubescreamer vor dem PG-14 eröffnet ihr euch weitere Welten, die euch auch modernen Metal-Sounds näher bringen.

Angry Charlie

Wir haben bisher Jimmy H., Jimmy P., Slash und Paul G. als wichtige Vertreter des Marshalls-Sounds zum Vergleich herangezogen. Nun fehlt natürlich noch the „one-and-only“ Eddie van Halen (möge er in Frieden ruhen). Sein „Brown-Sound“ hat bis heute Einfluss auf technische Entwicklungen in der Instrumentenbranche und inspiriert auch heute noch junge und aufstrebende Bands. Der Angry Charlie V3 ist die neueste Version des bösen Bruders von Charlie Brown und hat Eddies-Gene eingespeist bekommen: Ein voll aufgedrehter Marshall Plexi der mit Hilfe eines Stelltrafos gepimped wurde. Mehr dazu könnt ihr hier erfahren:

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Von allen drei Pedals liefert der Angry Charlie das eindeutigste Ergebnis. Einen dicken, spritzigen Distortion-Sound ohne Kompromisse. Hier funktioniert alles wie es soll. Der Gain-Regler bringt mehr Gain, die Tonregler regeln ihren Frequenzbereich. Der Volume-Regler fungiert als Master. Wie bei einem Amp auch. Vorgeschaltete Pedals nimmt der wütende Charlie ohne Probleme entgegen. Auch hier wirkt ein Tubescreamer wahre Wunder und macht die rote Kiste auch tauglich für Down-Tuning-Sound der frühen 2000er à la Deftones. Auch Ausbrüche in die Welt des Trash-Metal meistert der AG V3 mit Bestnoten. Nur für den Extrem-Metal-Bereich würde ich ihm keine Empfehlung aussprechen. Dazu hält sich der Angry Charlie zu sehr an die Wurzeln des Marshall-Distortion-Sounds und das ist auch gut so.

Fazit:

Wer JHS Pedals mag und noch einen geeigneten Marshall-Sound für seine Sound-Palette sucht, der hat hier die Qual der Wahl. Je nach Jahrzehnt gehen hier die Pedals ineinander über und decken die komplette Hoch-Zeit der goldenen UK-Amps ab. Am meisten Spaß hatte ich mit dem PG-14, da es, je nach Einstellung, seinen Charakter am stärksten ändert und auch sehr gut mit anderen Pedalen kombinierbar ist. Wer allerdings weniger Ausprobieren und mehr Spielen möchte, ist mit dem Morning Glory oder dem Angry Charlie bestens bedient.