Basssaiten

Die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 (und ihre ergänzende Überarbeitungen von 2004, 2006, 2011 und 2017) bescherte uns viele alte Wörter, die in einem neuem Glanz erscheinen. Was bisher Paßphoto war, ist jetzt ein Passfoto. Das gleiche Gesicht drauf, auch so die Funktion und Größe, aber eine neue Schreibweise. Wir Bassistinen und Bassisten sind von dieser Umstellung besonders betroffen, schließlich setzen wir uns ununterbrochen mit Bassspielen, Bassschlüsseln, Bassspuren, Basssounds, Bassständern uvm. auseinander. Damit es nicht zu viel auf einmal wird, nehmen wir uns heute nur ein SSS-Wort vor, die BASSSAITEN.

Bass Saitenkonstruktion
Jede Basssaite besteht aus zwei Teilen: Dem Saitenkern und der Wicklung

Der Saitenkern ist ein Draht der vom Anfang der Saite bis zum Ballend verläuft. Die Wicklung ist ein weiterer Draht der je nach angestrebter Saitenstärke unterschiedlich dick sein kann und den Kern sprialförmig umgibt. Der aufgewickelte Draht verleiht beeinflusst die Masse der Saite und verleiht ihr die klanglichen Eigenschaften die wir brauchen.

Arten von Basssaiten
Die verschiedenen Arten von Basssaiten beziehen sich normalerweise auf die Wicklungsart der Saite. Es gibt zwei Hauptarten von Wicklungen und einige, die dazwischen liegen. Die beiden meistverwendeten Wicklungsarten sind Rund- und Flachwicklungen.

Roundwound Bass Saiten
Eine Roundwoundsaite hat einen rund geformten Draht, der entlang des Kerns gewickelt ist. Diese Art der Saiten ist die gebräuchlichste. Rundsaiten werden in fast allen Bassstilen eingesetzt, da sie unverzichtbar für das Knallen, Klingeln und Schmatzen sind das in vielen Genres zum „guten Ton gehört“. Direkt nach dem Aufziehen klingen die Saiten häufig sehr hell, nach den ersten Spielstunden verändert sich der Sound aber in der Regel und die Saite klingt etwas „runder“. Wer den ersten „Knack“ besonders mag, muss häufiger Saiten wechseln – einige unserer Kunden tauschen die Saiten vor jedem Gig. 

Flatwound Bass Saiten
Flats sind bandartig umwickelte Saiten die zusätzlich geschliffen oder poliert werden. Dadurch ergeben sich kaum sichtbare Zwischenräume zwischen den einzelnen Wicklungen. Diese Art Saiten klingt eher smooth und weich und fasst sich auch genau so an. Durch die engeren Zwischenräume kommen Haut- und Schweißpartikel nicht an den Saitenkern was sowohl den physischen als auch den akustischen Verschleiss minimiert.
Für Rock R&B und Funk sind Flatwound möglicherweise etwas zu weich, bei Jazz, Reggae und anderen Genres bei denen etwas mehr Schub gewünscht ist aber überaus beliebt. Aufgrund der glatten Oberfläche werden Rutsch- und Fingergeräusche minimiert.

„In-Between“ Saiten
Die meisten Hersteller bieten Saiten an die klanglich und konstruktorisch zwischen Round.- und Flatwounds liegen. Je nach Marke heißen diese entweder Ground-, Half- oder Pressurewound und changieren klanglich zwischen dem smoothen Sound von Flats und dem bissigen Knurren von Roundwounds.

Ich habe persönlich gute Erfahrungen mit Groudwound Saiten gemacht, bei diesem Typus werden Roundwound Saiten oberflächlich behandelt und ein Teil der rauhen Umwicklung abgeschliffen. Diese Art Saiten liefert relativ viel Brillanz und Klahrheit bei kaum vorhandenden Greifgeräuschen.

Bass Saitenstärken
Die Angabe der Saitenstärke bezieht sich auf die Dicke bzw. den Durchmesser der Saiten in Zoll. Die meistverwendete „105er“ tiefe E- Saite hat einen Durchmesser von 0,105 Zoll, die Standard „G-Saite“ 0,045 Zoll – nach diesen Angaben werden Saiten in der Regel benannt. Nach unserem Beispiel also 45-105.

Die Wahl der Saitenstärke bedeutet immer einen Kompromiss was Ton und Bespielbarkeit angeht. Dünnere Saiten wirken häufig etwas leiser und weniger Fett im Ton, lassen sich aber sehr bequem bespielen. Um dicke Saiten zum Griffbrett zu bekommen benötigt man deutlich mehr Kraft, wird dafür aber mit sattem Sound belohnt. Auch Spielstil und Genre können die Wahl der Saiten beeinflussen – dünne Saiten lassen sich gut Slappen, viel Masse ist hier eher kontraproduktiv. Wer den Bass tiefer stimmen möchte, greift zu dickeren Saiten. Der persönliche Geschmack entscheidet hier, nichts geht über das ausprobieren.

Mensurlänge
Die Mensurlänge oder Scale Length bezeichnet die Länge der schwingenden Saite, also den Bereich zwischen Obersattel und Auflagepunkt auf der Brücke. Die meisten Bässe haben eine 34-Zoll (864mm) Mensur, die als Long Scale bekannt ist und von den ersten Serienmäßig produzierten Bässen etabliert wurde.
Einige Instrumente, darunter der Höfner „Beatles“ und der Fender Mustang Bass, verfügen über eine kürzere (30 Zoll) Mensur. Achten Sie beim Kauf unbedingt darauf die richtigen Saiten für Ihre Mensur zu kaufen, Shortscalesaiten wären zu kurz um auf ein Instrument mit langer Mensur zu passen, umgekehrt passen Longscale Saiten aufgrund der späten Verjüngung unter Umständen nicht durch die Mechaniken ihrer Shortscale Instrumente.

Seidenwicklung
Die bunte Seidenwicklung an ihren Bassaiten dient zum einen der Kennzeichnung und Wiedererkennbarkeit der Saiten und gewährleistet zusätzlich, dass sich die Wicklung nicht von Saitenkern löst oder Instrumententeile verkratzt werden. Wichtig ist es, darauf zu achten dass die Seidenwicklung nicht auf den Reitern der Brücke oder dem Obersattel aufliegt, da hier das Schwingungsverhalten stark beeinträchtigt werden kann. Sollte die der Fall sein, passen die gekauften Saiten nicht zur Mensur des Instruments. 

Saitenwechsel
Viele unserer Kunden fragen sich, warum und wie oft Saiten gewechselt werden müssen. Saiten verlieren ihre Brillanz und Attack dadurch, dass sich Schmutz, Hautfett und Schweiß zwischen den Wicklungen ansammelt. Zusätzlich kann dieses Gemisch oxidieren und den Alterungsprozess beschleunigen. Ausserdem kann eine Mechanische belastung (Abdrücke der Bundstäbchen, verformungen oder Saitenbrüche) die Intonation negativ beeinflussen.

Wie oft Sie ihre Basssaiten wechseln müssen oder sollen hängt von vielen Faktoren ab und ist ein sehr individuelles Thema. Ich mag Saiten am liebsten wenn sie bereits ein paar Tage „eingespielt“ sind, da gerade in der Phase nach dem Saitenwechsel die größten tonalen Veränderungen stattfinden empfehle ich die Saiten nicht direkt vor einem Konzert zu wechseln. Die Spielhäufigkeit und auch die Umgebung beeinflussen die Haltbarkeit, der gewünschte Sound spielt aber eine übergeordnete Rolle.

Die Basslegende James Jamerson hat seine Flatwounds einem urbanen Mythos nach nie gewechselt. Anderen Musikern wird nachgesagt, dass sie ihre Saiten bis zu zwei mal pro Woche austauschen. Im Zweifelsfall halte ich es für angemessen sich alle 3-4 Monate einen neuen Satz zu gönnen, wer nach dem spielen kurz mit einem Tuch über die Saiten wischt, kann den Wechselturnus noch etwas strecken.

Kaufempfehlung
Den passenden Satz zu finden kann ein langer Trial & Error Prozess sein, das jeweilige Instrument und der Mensch der es spielt haben, genau wie die Pickups, die Bridge und die verwendeten Hölzer einen maßgeblichen Einfluss auf den Gesamtsound. Dementsprechend kann man sich zwar an seinen Lieblingkünstler*Innen orientieren, sollte aber unbedingt verschiedene Sets auf verschiedenen Instrumenten ausprobieren um seiner Wunschvorstellung näher zu kommen. 

Ich hoffe etwas Licht in das Thema Saiten gebracht zu haben. Es gibt aber einen wichtigsten Rat: die richtige Saite ist die, die Ihnen gefällt. Auch wenn die ganze Welt es anders sieht.

Die Wahl der Saiten spiel eine große Rolle und soll unsere Soundvorstellung und Spieltechnik optimal unterstützen. Es stehen uns viele Sorten zur Auswahl.
Wenn Sie die verschiedenen Aspekte der Basssaiten kennen, wissen Sie, was Sie kaufen und ausprobieren müssen.