Denkt man an grüne Pedale, denkt man an Tubescreamer. So ist das und so wird es immer sein, basta.

Nun, ganz so einfach ist es eben nicht. Und darum soll es hier und heute gehen. Der „andere“ grüne Overdrive wurde in Deutschland Ende der 80er Jahre entwickelt und heißt Nobels ODR-1. Ins Leben gerufen wurde dieses Pedal von der Firma Nobels unter der Regie des Firmengründers Bernhard Kurzke und Entwickler Kai Tachibana.

Ein wenig „Gearschichte“ (der Kalauer darf nicht sterben) vorne weg:

Kai Tachibana hatte einen Overdrive im Sinn, der eben keine Mittenbetonung sowie Bass- und High Cut an den Tag legt, sondern einen Effekt, der dem Signal gleichmäßig mehr Gain bzw. Output verleiht, ohne den Grundsound zu verbiegen; hat hier jemand „Transparent Drive“ gerufen?

Als Inspiration diente ihm ein Fender Bassman Top (60s / Tolex). An dessen homogener und gleichmäßig ansteigender Gain-Struktur wollte er sich orientieren. Und tatsächlich, wirft man einen Blick auf die Schaltungs-Topologie, kann man feststellen, daß dort Elemente aus dem Verstärkerbau eingeflossen sind. Ich würde zwar noch nicht von den heute so beliebten „Amp-In-A-Box“-Pedalen sprechen, jedoch ist ein ODR-1 bereits bei geringeren Pegeln hervorragend einsetzbar. Im Gegensatz dazu, glänzen ein Tubescreamer bzw. ein Treblebooster erst ab einem gewissen Gain- oder Lautstärke-Niveau. Meine Meinung.

Wer sich noch tiefer in die schaltungstechnischen und klanglichen Besonderheiten eingraben möchte, dem seien an dieser Stelle die folgenden Links empfohlen:

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Im März 1993 war es dann soweit und die ersten ODR-1 rollten vom damals noch koreanischen Band. Wie schlau das seinerzeit war, die Dinger grün anzumalen, obwohl man doch eine völlig andere Philosophie verfolgte als der alteingesessene Vorreiter, sei mal dahingestellt. Aber es ist schon ein bißchen so als wenn BMW sich überlegt hätte: „Wir bauen jetzt mal ein Auto, das komplett anders ist als ein Mercedes. Jetzt brauchen wir nur noch ein Logo. Ich habs: einen Stern!“

Von einem unmittelbaren Siegeszug kann aber Anfang der 90er noch nicht die Rede sein. Der ODR-1 ist zwar immer irgendwie da und findet auch seine Anhänger, steht aber noch im Schatten der zu jener Zeit führenden und noch nicht so zahlreichen Pedalhersteller wie Boss, Ibanez, MXR und Co. Entdeckt oder besser gesagt wiederentdeckt wurde er im Lauf der 2000er Jahre als er immer wieder und immer häufiger auf den Pedalboards der Nashville-Studio-Szene auftauchte. Eine treibende Kraft diesbezüglich war Studiogitarrist Tom Bukovac. Als Tom am Ende seiner Liveauftritte wiederholt nach seinem grandiosen Overdrivesound gefragt wurde, beschloß er, immer eine Kiste ODR-1s mitzunehmen und anschließend an die begeisterten Fans zu verkaufen. Mukker halt…

Obwohl den frühen oder „originalen“ Pedalen nachgesagt wird, sie würden eine gewisse Streuung hinsichtlich der Soundqualität aufweisen (da lacht der Japaner), besetzt der Nobels-Sound nach und nach eine Nische, die vor allem im Zuge des Neo-Country á la Brad Paisley und Konsorten und wie erwähnt in den Studios in und um Nashville immer populärer wurde. Wir reden hier von Menschen wie Tim Pierce, Guthrie Trapp, Carl Verheyen und eben auch Tom Bukovac.

Außer einer silbernen Anniversary Edition im Jahr 2003 wurde an dem Pedal, bis auf wenige technische (Chiphersteller) bzw. funktionale Details (Batteriedeckel) nichts verändert; das Wesentliche, nämlich der Sound blieb der gleiche. 2018 jedoch, brachte man mit dem ODRmini eine Kompaktversion des Pedals auf den Markt, die laut Hersteller etwas „frecher“ und im Bass etwas „tighter“ daher kommen sollte. Nach einem Vergleich bei uns im Laden können wir das durchaus bestätigen. 2019 schließlich, wurde auch das Standard Pedal dezent überarbeitet, indem man, wohl als Reaktion auf das Feedback vieler User, einen schaltbaren Bass-Cut integrierte. Dieser ist benutzerfreundlich im Batteriefach untergebracht und macht den Overdrive tatsächlich vielseitiger. Auch das konnten wir beim testen gut nachvollziehen.

Die neueste Inkarnation des ODR-1 ist die auf 2000 Stück limitierte Version in dunkelgrün-sparkle. Gleicher Sound – neues Grün. Den Sammler wird’s freuen. Wie so oft kann man den Erfolg eines Produkts sehr gut an der Zahl der Nachahmer ablesen; Klon und TS9 lassen grüssen. Viele der renommierten Pedal-Brands haben schon seit längerem eine mehr oder weniger modifizierte Version des ODR-1 im Programm, wie z.B. der Wampler „Belle“, der Rockett „GTO“ (Guthrie Trapp Overdrive) oder der Vemuram – „Shanks ODS-1“.

Langer Artikel – kurzer Sinn: Wir haben den Nobels ODR-1 nun wieder als feste Größe in unserem Sortiment und laden herzlich dazu ein, euch selbst ein Bild von der grünen Kiste zu machen. Vielleicht ist das genau der Overdrive, der euch noch fehlt. Der geneigte Verfasser dieses Artikels, jedenfalls wird sich bestimmt einen schnappen.

Gruß, Hannes